Besonders viel Aluminium in Grüntee, Schwarztee und Matcha

Aluminium lauert nicht nur in Laugengebäck und Deo

Aluminium ist nicht nur in vielen Deos enthalten, sondern allgegenwärtig. Aluminium kommt natürlicherweise in unterschiedlichen Mengen in Lebensmitteln vor, wird ihnen über Zusatzstoffe zugesetzt und kann durch Verarbeitung und Verpackung (wie die beliebte Alufolie im Haushalt) auf Lebensmittel übergehen (BfR, 2017).

Einen besonders hohen Aluminiumgehalt haben beispielsweise Spinat, Laugengebäck, Kakao und Tee (EFSA, 2008; Lindtner et al., 2014). Spinat enthält etwa 8 mg Aluminium pro kg (8 ppm) (BfR, 2014), Zeolith/Klinoptilolith bis zu 30.000 ppm. Ein Erwachsener nimmt wöchentlich 0,2-1,5 mg Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht mit der Nahrung auf (BfR, 2017).

Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (tolerable weekly intake) für Aluminium aus der Nahrung liegt bei 1 mg Aluminium je Kilogramm Körpergewicht (EFSA, 2008). Bei einem Körpergewicht von 60 kg entspricht dies beispielsweise 60 mg Aluminium pro Woche. Die tatsächliche Aluminiumaufnahme aus Lebensmitteln liegt demnach nicht selten über dieser empfohlenen Höchstmenge.

Aluminiumgehalt von Grüntee und Schwarztee

Getrocknete Teeblätter haben natürlicherweise den höchsten Aluminium-Gehalt aller Lebensmittel, denn die Teepflanze reichert Aluminium aus dem Boden an. Teeblätter enthalten durchschnittlich 1.340 mg/kg (1.340 ppm) Aluminium, bei alten Blättern kann der Wert jedoch bis zu 8.000 mg/kg (8.000 ppm) erreichen (Street et al., 2007; Xie, 2008) – das Tausendfache von Spinat. Sowohl grüner als auch schwarzer Tee enthalten daher große Mengen an Aluminium.

Der Aluminiumgehalt von Teeaufgüssen liegt laut Untersuchungen mit 1-8 mg Aluminium pro Liter Tee (1-8 ppm) deutlich niedriger, der durchschnittliche Gehalt beträgt etwa 3 mg/l (3 ppm) (Straub und Ruge, 2009; Flaten, 2002). Dennoch lässt sich mit einem Liter Grüntee oder Schwarztee am Tag der Grenzwert für die maximale Aluminium-Zufuhr erreichen. Dabei ist Tee nur eine von vielen Aluminiumquellen im Alltag.

Matcha – Superfood oder Super-Aluminiumschleuder?

Besonders problematisch ist der Aluminiumgehalt von Matcha, einer besonders teuren Grünteeart. Denn Matcha wird nicht als Teeaufguss verzehrt, sondern die in Wasser gelösten, getrockneten, zu Pulver vermahlenen Teeblätter. Eine Tasse Matcha (100 ml, zubereitet mit 2 g Matcha) kann somit bis zu 16 mg Aluminium enthalten. Bereits mit vier kleinen Tassen Matcha pro Woche kann der Grenzwert für Aluminium überschritten werden!

Aluminium aus Tee ist bioverfügbar

Entgegen häufiger Behauptungen ist das Aluminium aus Tee übrigens ebenso bioverfügbar wie aus anderen Lebensmitteln und wird vom Körper aufgenommen. Teekonsum steigerte in mehreren Studien deutlich messbar die Aluminiumausscheidung über den Urin, was auf die Aluminiumaufnahme aus dem Tee schließen lässt (Flaten, 2002).

Die Bioverfügbarkeit von Aluminium aus Tee erreichte im Tierversuch durchschnittlich 0,37 % und war damit höher als aus Wasser (0,3 %) und anderen Lebensmitteln. Das Aluminium aus dem Teeaufguss wurde ähnlich schnell resorbiert wie aus Wasser (Yokel und Florence, 2008).

Aluminium ist neurotoxisch und kann die Entstehung von Alzheimer fördern

Aluminium wirkt neurotoxisch und soll mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen in Zusammenhang stehen, z. B. Alzheimer und Parkinson. Auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht abschließend geklärt sind, untermauern doch viele Studien den Einfluss von Aluminium vor allem auf Alzheimer (Inan-Eroglu und Ayaz, 2018). Besonders schädlich wirkt sich aus, dass Aluminium die neurotoxische Wirkung anderer Metalle, insbesondere von Quecksilber, verstärkt (Bjorklund et al., 2018; Mutter et al., 2007).

Im Zentrum zerstörter Alzheimergehirne wurde ein erstaunlich hoher Ferritingehalt gefunden. Ferritin galt bis vor einigen Jahren als reiner Eisenspeicher. Doch eine Studie zeigt, dass Ferritin bei Alzheimerpatienten mit 62 % zu einem Großteil mit Aluminium beladen ist. Es wird vermutet, dass Ferritin die generelle Aufgabe hat, den Körper vor einem Überschuss an toxischen Metallen zu schützen (De Sole et al., 2013).

In geschädigten Gehirnregionen von Alzheimerpatienten war bereits bei einem hohen Anteil der Neuronen Aluminium vorgefunden worden. „Normale“ Neuronen waren dagegen weitgehend frei von Aluminium (Perl und Brody, 1980).

Wie lässt sich die Aluminiumaufnahme reduzieren?

Tatsächlich kommt Aluminium überall in der Natur vor, auch in allen Lebensmitteln. Man sollte die Belastung mit Aluminium allerdings nicht unnötig erhöhen. Aluminium aus Deos, aus Antazida gegen Sodbrennen mit Aluminiumhydroxid sowie aus Alu-Kochtöpfen lässt sich leicht vermeiden. Aluminium ist ein Metallo-Östrogen und ist daher vor allem in Form von Deos problematisch, da diese in Brustnähe verwendet werden. Das hat sich inzwischen auch bei den Deo-Herstellern herumgesprochen.

Kann man Grüntee oder Schwarztee überhaupt noch trinken?

Es ist, wie alles im Leben, eine Mengenfrage. So schadet ab und zu eine Tasse Grün- oder Schwarztee sicher nicht. Wer aber jeden Tag einen Liter davon trinkt, nimmt beachtlich hohe Mengen Aluminium auf. Da der Aluminiumgehalt bei Grüntee und Schwarztee normalerweise nicht angegeben ist und aluminiumarme Sorten selten sind, birgt der Verzehr immer ein Risiko. Es stellt sich die Frage, ob die vielfältigen gesundheitlich positiven Wirkungen des Grüntees durch den hohen Aluminiumgehalt nicht aufgehoben werden. Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten ganz besonders darauf achten, nicht zu viel Aluminium aufzunehmen, da hier die Ausscheidung beeinträchtigt ist.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft einen Grüntee oder Schwarztee mit nachweislich niedrigem Aluminiumgehalt oder steigt auf andere gesunde Teealternativen um, z. B. Rooibos oder heimische Kräuter wie Brennnessel, Fenchel, Kamille oder Melisse.

Literatur:

  • BfR (2017): Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-aluminium-in-lebensmitteln-und-verbrauchernahen-produkten.pdf (09.10.2018)
  • Bjorklund G, Stejskal V, Urbina MA, Dadar M, Chirumbolo S, Mutter J (2018): Metals and Parkinson’s Disease: Mechanisms and Biochemical Processes. Curr Med Chem; 25(19): 2198-2214.
  • De Sole P, Rossi C, Chiarpotto M, Ciasca G, Bocca B, Alimonti A, Bizzarro A, Rossi C, Masullo C (2013): Possible relationship between Al/ferritin complex and Alzheimer’s disease. Clin Biochem; 46(1-2): 89-93.
  • EFSA (2008): EFSA-Beratung zur Sicherheit von Aluminium in Lebensmitteln. URL: https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/080715 (09.10.2018)
  • Flaten TP (2002): Aluminium in tea – concentrations, speciation and bioavailability. Coordination Chemistry Reviews; 228: 385-395.
  • Inan-Eroglu E, Ayaz A (2018): Is aluminum exposure a risk factor for neurological disorders? J Res Med Sci; 23: 51.
  • Lindtner O, Sommerfeld C, Gürtel R (2014): Wie viel Aluminium nehmen wir über Lebensmittel auf? 15. BfR-Forum Verbraucherschutz URL: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/wie-viel-aluminium-nehmen-wir-ueber-lebensmittel-auf.pdf (18.10.2018)
  • Mutter J, Naumann J, Schneider R, Walach H (2007): Mercury and Alzheimer’s disease. Fortschr Neurol Psychiatr; 75(9): 528-538.
  • Perl DP, Brody AR (1980): Alzheimer’s disease: X-ray spectrometric evidence of aluminum accumulation in neurofibrillary tangle-bearing neurons, Science; 208: 297-299.
  • Straub I, Ruge W (2009): Aluminiumgehalte in Teeaufgüssen. Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. URL: http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=2&ID=1221 (09.10.2018)
  • Street R, Drábek O, Száková J, Mládková L (2007): Total content and speciation of aluminium in tea leaves and tea infusions. Food Chemistry; 104, 1662–1669.
  • Xie Z, Chen Z, Sun W, Guo X, Yin B, Wang J (2008): Distribution of aluminum and fluoride in tea plant and soil of tea garden in Central and Southwest China. Chin. Geogr. Sci. 17: 376-382.
  • Yokel RA, Florence RL (2008): Aluminum bioavailability from tea infusion. Food Chem Toxicol; 46(12): 3659-3663.

8 Antworten

  1. Hallo Sebastian,
    leider sind uns dazu keine Studien bekannt, die diese Frage eindeutig beantworten könnten. Auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass die Pflanzenstoffe aus grünem Tee die negativen Effekte von Aluminium im Körper etwas ausgleichen können, so ist es doch das Beste, so wenig Aluminium wie möglich zu konsumieren, um den Körper möglichst wenig zu belasten.

  2. Ist es tatsächlich so, dass die Aluminiumausscheidung aufgrund des Aluminiumgehaltes in dem Tee erhöht ist, oder ist es möglich, dass der Tee, bzw. seine Inhaltsstoffe die Aluminiumausscheidung aus dem Körper forciert und die Urinwerte von Aluminium deswegen erhöht sind? Gibt es da Erkentnisse?

  3. Hallo Calendula,
    uns sind leider keine Untersuchungen bekannt, die den Aluminiumgehalt im First und Second Flush der Teeernte vergleichen.

  4. Sehr geehrter Herr Martzloff,
    ob Bio oder nicht macht bei Aluminium in Grüntee leider keinen Unterschied. Der Aluminiumgehalt ist vor allem abhängig vom Boden oder dem Alter der Blätter – je älter, desto mehr Aluminium haben die Blätter eingelagert.

  5. Sehr geehrter Herr Enslin,
    wenn es sich um einen Extrakt handelt, ist es durchaus möglich, dass dieser nur wenig Aluminium enthält. Dies müssten Sie aber mit dem jeweiligen Hersteller klären.

  6. Wie sieht es denn aus mit den gängigen Grüntee-Extrakt-Kapseln die wegen ihres EGCG Gehaltes ja durchaus auch gerade in der Alzheimertherapie empfohlen werden…sind diese „Aluminiumgereinigt“?

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