Mikronährstoffe können das Immunsystem stärken und die Impfwirkung verbessern

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Das Immunsystem benötigt eine Vielzahl von Vitalstoffen (Mikronähr­stoffe). Sind diese nicht ausreichend vorhanden, so leidet darunter nicht nur die Effektivität der Immun­antwort gegenüber einer Infektion, sondern auch die Reaktion auf eine Impfung und die anschließende Schutz­wirkung. Dies ist vor allem bei älteren Personen der Fall, die eine schwächere Immunreaktion aufweisen und weniger gut auf Impfstoffe ansprechen als junge Erwachsene (Rayman und Calder, 2021). Vor einer Impfung ist es daher immer sinnvoll, das Immunsystem zu stärken.

Ältere Menschen sind nicht selten fehl- und unterernährt, weshalb die Behebung von Vitalstoffmängeln vor der Impfung eine Möglichkeit ist, die Wirksamkeit der COVID‑19‑Impfung zu erhöhen (Rayman und Calder, 2021). Im Zusammenhang mit der COVID-Impfung kann bereits eine zeitlich begrenzte Supplementierung mit wichtigen Mikronährstoffen einen großen Effekt erzielen. Dabei unterstützt eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen nicht nur die Wirksamkeit der Impfung, sondern kann zudem das Risiko für Impfnebenwirkungen reduzieren. Daneben ist es selbstverständlich auch unabhängig von Impfungen sinnvoll, seinen Nährstoffstatus und das Immunsystem zu optimieren und so gegen diverse Infektionen gut gewappnet zu sein.

Zwar können die benötigten Mikronährstoffe – mit Ausnahme von Vitamin D – durch eine ausgewogene Ernährung in ausreichenden Mengen aufgenommen werden, allerdings ist dies in der Praxis selten der Fall. Vor allem die Vitamine D, C und E sowie Zink und Selen werden oft zusätzlich benötigt (Calder, 2021). Bei Senioren ist ein Vitalstoffmangel besonders häufig, aber auch Jüngere sind betroffen. Gerade wenn der Mikronährstoffbedarf aufgrund einer akuten Infektion oder aufgrund der Impfung erhöht ist, ist es schwierig diesen mit der Ernährung zu decken.

Experten empfehlen gratis Supplemente rund um die Impfung

Die teilweise nur geringe Wirksamkeit von COVID-19-Impfungen und vermehrte Impfdurchbrüche bei Senioren liegen womöglich zu einem großen Anteil an einer schlechten Mikronährstoffversorgung der Betroffenen. Dies kann dazu führen, dass das Immunsystem nicht normal funktioniert und die Imp­fungen nicht ihr volles Potential erreichen. Eine Nahrungs­ergänzung mit immunrelevanten Mikronähr­stoffen ist daher sinnvoll für alle, die ein erhöhtes Risiko für einen Nährstoffmangel haben, insbesondere für Ältere. Einige Wochen vor und nach der Impfung eingenommen, kann dies die Wirkung der Impfung verstärken (Rayman und Calder, 2021).

Prof. Philip Calder, Präsident (2019-2023) der Federation of European Nutrition Societies (FENS), Professor für Ernährungsimmunologie und Experte im Gebiet Einfluss von Mikronähr­stoffen auf die Immunfunktion, empfiehlt, alle über 70-Jährigen vor und nach der Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus über einen Zeitraum von insgesamt 45 Tagen kostenlos mit einem Supplement zu versorgen, das möglichst alle immun­relevanten Nährstoffe bereitstellt, so z.B. die Vitamine A, B6, B9, B12, C, D und E sowie die Mineralstoffe Zink, Kupfer, Selen und Eisen. Solch eine Nahrungsergänzung hätte einen großen potentiellen Nutzen und würde nur geringe Kosten von wenigen Euro pro Person verursachen (Rayman und Calder, 2021). Für Ältere ist solch ein Supplement besonders wichtig, sicher aber auch für jüngere Personen sinnvoll.

Vitamin D und andere Mikronährstoffe für die optimale Immunwirkung

Vitamin D ist entscheidend für die Aktivierung der Immun­abwehr. Die T-Lymphozyten (T-Zellen) des Immun­systems sind auf Vitamin D ange­wiesen, um aktiv zu werden (von Essen et al., 2010). Insbesondere die Funktionstüchtigkeit der CD-8 T-Zellen spielt eine ganz zentrale Rolle für den Krank­heitsverlauf bei COVID‑19 und auch für die Impfung gegen COVID‑19. Daher könnte die Vitamin-D-Versorgung auch einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Impfung haben (Sadarangani et al., 2015).

Aktuell laufen klinische Studien zur Nahrungs­ergänzung mit Vitamin D für die Optimierung der Impfwirkung. Bei Impfungen gegen Grippe konnte bereits beobachtet werden, dass diese bei Personen mit unzureichendem Vitamin-D-Status eine reduzierte Immunantwort auslöste (Inserra et al., 2021). Auch Vitamin A, C und E sowie Selen konnten in Studien die Immunreaktion auf Impfungen verbessern (Penkert et al., 2019; Patel et al., 2019; Wu et al., 2017).

Eine Studie untersuchte den Einfluss der Ernährungsweise auf die Reaktion auf eine Pneumokokkenimpfung. Die 83 Studienteil­nehmer im Alter von 65 bis 85 Jahren aßen entweder wenig oder viel Obst und Gemüse (weniger als 2 Portionen bzw. ca. 5 Portionen pro Tag). Die Gruppe mit dem höheren Obst- und Gemüseverzehr hatte eine deutlich höhere Antikörperreaktion und sprach somit erheblich besser auf die Impfung an (Gibson et al., 2012).

Gesunde Darmflora für ein starkes Immunsystem

Es ist inzwischen wissenschaftlich klar belegt, dass die Darmflora für unser Immunsystem eine zentrale Rolle spielt (Belkaid und Hand, 2014). Daneben hat der Darm auch aufgrund des Darmsekrets eine besondere Bedeutung für das Immunsystem. Das Darmsekret enthält eine Vielzahl von Immun-faktoren; 70–80 % aller Abwehrzellen befinden sich im Darm. Das Immunglobulin A (IgA) ist das wichtigste sekretorische Immunglobulin (auch Antikörper genannt). sIGA ist die erste Verteidigungslinie gegen jeden Infekt, da die Antikörper auf den Schleimhäuten direkt Viren binden und eliminieren können.

IgA scheint bei COVID-19 eine besondere Rolle zu spielen. Auch für die Wirkung der Impfung ist sekretorisches IgA von großer Bedeutung. Probiotika, insbesondere Bacillus subtilis (BSCU1), fördern die Bildung von IgA, sowohl in der Darmschleimhaut als auch in den Atemwegen (z. B. im Speichel). Daneben ist auch Bifidobacterium lactis sehr wirksam. Eine Metaanalyse zeigt, dass Probiotika die Immunogenität nach Grippeimpfungen erhöhen können (Lei et al., 2017).

 Literatur

    • Belkaid Y, Hand TW (2014): Role of the microbiota in immunity and inflammation. Cell; 157(1): 121-141. DOI: 1016/j.cell.2014.03.011
    • Calder, P.C. Nutrition and immunity: lessons for COVID-19. Eur J Clin Nutr 75, 1309–1318 (2021). https://doi.org/10.1038/s41430-021-00949-8
    • Gibson A, Edgar JD, Neville CE, et al. (2012): Effect of fruit and vegetable consumption on immune function in older people: a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2012;96(6):1429-1436. DOI: 3945/ajcn.112.039057
    • Inserra F, Tajer C, Antonietti L, Mariani J, Ferder L, Manucha W (2021): Vitamin D supplementation: An alternative to enhance the effectiveness of vaccines against SARS-CoV-2?. Vaccine. 2021;39(35):4930-4931. DOI: 1016/j.vaccine.2021.07.031
    • Lei WT, Shih PC, Liu SJ, Lin CY, Yeh TL. Effect of Probiotics and Prebiotics on Immune Response to Influenza Vaccination in Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients. 2017;9(11):1175. Published 2017 Oct 27. doi:10.3390/nu9111175
    • Patel N, Penkert RR, Jones BG, et al. Baseline Serum Vitamin A and D Levels Determine Benefit of Oral Vitamin A&D Supplements to Humoral Immune Responses Following Pediatric Influenza Vaccination. Viruses. 2019;11(10):907. Published 2019 Sep 30. doi:10.3390/v11100907
    • Penkert RR, Rowe HM, Surman SL, Sealy RE, Rosch J, Hurwitz JL. Influences of Vitamin A on Vaccine Immunogenicity and Efficacy. Front Immunol. 2019;10:1576. Published 2019 Jul 17. doi:10.3389/fimmu.2019.01576
    • Rayman MP, Calder PC. Optimising COVID-19 vaccine efficacy by ensuring nutritional adequacy. Br J Nutr. 2021;126(12):1919-1920. doi: 1017/S0007114521000386
    • Sadarangani SP, Whitaker JA, Poland GA (2015):
      „Let there be light“: the role of vitamin D in the immune response to vaccines. Expert Rev Vaccines; 14(11):1427-40. DOI: 1586/14760584.2015.1082426
    • von Essen MR, Kongsbak M, Schjerling P, Olgaard K, Ødum N, Geisler C (2010):
      Vitamin D controls T cell antigen receptor signaling and activation of human T cells. Nature Immunology; 11: 344–349. DOI: 1038/ni.1851
    • Wu M, He M & Kang Y (2018) Vitamin C supplementation improved the efficacy of foot-and-mouth disease vaccine, Food and Agricultural Immunology, 29:1, 470-483, DOI: 10.1080/09540105.2017.1406459

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