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Vorbeugung und komplementäre Therapie von Darmbeschwerden

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Das Darmmilieu hat weitreichende Konsequenzen

Für die gesunde Dickdarmflora ist ein leicht saures Milieu lebenswichtig, weil es optimale Voraussetzungen für die probiotischen Bifidobakterien und Laktobazillen bietet. Im alkalischen Dickdarm hingegen gedeihen pathogene Pilze (Candida spp., Aspergillus spp.) und Fäulnisbakterien (z. B. Clostridium spp.).

Die heute übliche fleischreiche und ballaststoffarme Ernährung und die häufige Verwendung von Antibiotika, insbesondere auch in der Fleischproduktion, führen zu einer deutlichen Abnahme gesunder Darmbakterien und zur Zunahme problematischer Keime wie bestimmte Clostridien- und Bacteroidesstämme. Diese verstoffwechseln primäre Gallensäuren wie Cholsäure und Chenodesoxycholsäure zu den sekundären Gallensäuren wie Desoxycholsäure und Lithocholsäure, welche mit Dickdarmkrebs in Zusammenhang gebracht werden (Horie et al., 1999). Bei einem pH-Wert von unter 6 werden die für den Umbau benötigten bakteriellen Enzyme erst gar nicht gebildet. Zudem werden im natürlicherweise leicht sauren Milieu die gefährlichen Stämme durch die gesunde Darmflora verdrängt.

Bezeichnend ist, dass viele Darmkeime weder gut noch schlecht sind, sondern erst durch das entsprechende Nährmedium günstige oder schädliche Stoffwechselprodukte bilden. Der gleiche Keim kann also sehr konträre Wirkungen haben. Das durch die Ernährung geprägte Darmmilieu sozialisiert die Keime.

Im Hinblick auf die zunehmenden Zahlen an multiresistenten Keimen muss der Fleischkonsum kritisch gesehen werden: In der Tiermast werden weltweit die größten Mengen an Antibiotika verwendet. Über das Fleisch werden nicht nur ständig multiresistente Keime aufgenommen, sondern auch permanent Antibiotikarückstände, welche multiresistente Keime in der menschlichen Darmflora „heranzüchten“. Nach einer Studie von Waters und Kollegen (2011) wiesen 47 % der untersuchten US-amerikanischen Fleisch- und Geflügelproben Kontaminationen mit Staphylococcus aureus auf. Von diesen infizierten Proben waren 52 % sogar mit multiresistenten Keimen (MRSA) besiedelt.

Die starke Zunahme von Autoimmunerkrankungen, chronischen Entzündungsprozessen, Unverträglichkeiten (Milch, Getreide) und Allergien steht in direktem Zusammenhang mit der Zunahme eines dysbiotischen Darmmikrobioms, denn der Darm ist die zentrale Ausbildungsstätte des Immunsystems.

Der enterohepatische Teufelskreis

Bei durchschnittlichem Proteinverzehr werden bei einem gesunden, jungen Menschen von der Darmflora täglich etwa 4-5 g Ammoniak gebildet, was einem Volumen von 5,5-6,6 l dieses Gases entspricht (Cummings, 1975). Ammoniak ist ein aggressives, stechend riechendes Reizgas, ein starkes Zellgift und ein Hemmstoff der mitochondrialen Energiegewinnung.

Je höher der Proteinkonsum, desto alkalischer ist der Dickdarm und desto höher ist die Ammoniak-Belastung für die Leber. Durch das basische Darmmilieu wird Ammoniak nahezu vollständig aus dem Darm aufgenommen, in die Leber transportiert und dort zu Harnstoff und Glutamin entgiftet. Ein Fünftel der Harnstoffmenge unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf: Er wird wieder in den Darm abgegeben, wo die Darmbakterien ihn wiederum zu Ammoniak und Bikarbonat spalten und der Kreislauf beginnt von neuem (Cummings, 1975). Je basischer der Darm, desto schwerer fällt die Ausleitung des Ammoniaks über den Stuhl. Denn nur in einem gesunden, leicht sauren Dickdarmmilieu liegt Ammoniak als Ammoniumsalz vor, das aufgrund seiner Polarität kaum rückresorbiert wird und deshalb 400-mal besser als Ammoniak mit dem Stuhl ausgeschieden und damit dem enterohepatischen Kreislauf entzogen werden kann (Cohen et al., 1988) (s. Abb. 1).

Darmflora gesundAbb. 1: Dickdarm mit gesunder Darmflora bei pflanzenbetonter Ernährung

Da Ammoniak sehr alkalisch ist und den pH-Wert im Dickdarm stark anhebt, wird eine ungesunde Darmflora gefördert, deren Stoffwechselprodukte zu einer weiteren Leberbelastung führen, denn Pilze vergären Zucker zu giftigen Fuselalkoholen und Fäulnisbakterien bilden neben Ammoniak noch andere leberschädigende Zellgifte aus tierischem Protein (s. Abb. 2). Ist der pH-Wert über 6,5 im Stuhl, dann wechselt der Stoffwechsel vieler wichtiger Bakteriengruppen von einem zuckerabbauenden in einen eiweißspaltenden Stoffwechsel. Aus diesem Eiweißabbau im Dickdarm entstehen Zellgifte wie Skatol, Indikan und Leichengifte. Dieser Teufelskreis führt zu einer Überforderung der Leber, die nicht mehr ausreichend Energie bereitstellen sowie Säuren und Gifte abbauen kann.

Darmflora krankAbb. 2: Dickdarm mit Fäulnisflora bei fleischreicher, ballaststoffarmer Ernährung

Milchsäure reguliert das Darmmilieu

Milchsäure senkt den Darm-pH-Wert und bewirkt dadurch zweierlei: Zum einen verhindert die Ansäuerung die Aufnahme des giftigen Ammoniaks aus dem Darm und entzieht es dem giftigen Kreislauf durch die Ausscheidung als Ammoniumsalz. Zweitens beeinflusst die Ansäuerung die Darmflora positiv, denn das Wachstum krank machender Mikroorganismen wie Fäulnisbakterien und Pilze wird zurückgedrängt. Dadurch entstehen insgesamt wesentlich weniger Ammoniak und Fuselalkohole. Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint: Obwohl die rechtsdrehende Milchsäure selbst sauer ist, bewirkt sie über die Entlastung von Darm und Leber eine spürbare Verbesserung der Entgiftungs- und Entsäuerungsleistung der Leber.

Außerdem wird Milchsäure von der Darmflora direkt zu Butyrat verstoffwechselt und spielt dabei quantitativ eine gewichtige Rolle. Diese kurzkettige Fettsäure ist für die Darmschleimhaut besonders wichtig, denn die Schleimhautzellen gewinnen 70 % ihrer Energie aus ihr. Bei Energiemangel in den Schleimhautzellen können Lücken in der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom) entstehen, wodurch schädliche Substanzen aus dem Darm direkt in den Blutkreislauf wandern können. Eine ausreichende Versorgung mit Butyrat beugt dem Leaky-Gut-Syndrom vor, pflegt die durch Fehlernährung strapazierte Darmschleimhaut und schützt nachweislich vor Entzündungen und Krebs: Bereits Nobelpreisträger Otto Warburg vermutete, dass Butyrat die Umwandlung von Krebszellen zu „normalen“ Zellen fördern kann. Inzwischen ist bewiesen, dass Butyrat das Wachstum aggressiver Krebszellen hemmt und die Normalisierung des Zellstoffwechsels und der Zellregulation fördert.

Übrigens reichen die üblichen Mengen rechtsdrehender Milchsäure in milchsauren Lebensmitteln wie auch in vielen handelsüblichen Milchsäurepräparaten zur Nahrungsergänzung für die erwünschten Effekte oft nicht aus. Empfehlenswert sind mindestens 2.000 mg reine Milchsäure täglich. Die reine rechtsdrehende Milchsäure ist der in milchsauren Lebensmitteln auch häufig enthaltenen linksdrehenden Milchsäure vorzuziehen, die von den Stoffwechselenzymen nicht abgebaut wird und deshalb in einer ungünstigen Stoffwechselsituation die Übersäuerung begünstigen kann.

Laktat als Substrat

Laktat, das Salz der Milchsäure, ist als Energiespender für das Gehirn von großer Bedeutung. So verbessert Sport nicht nur die Hirndurchblutung, sondern auch die Energieversorgung des Gehirns durch Laktat. Insulinresistenz und Diabetes können sehr gut durch Bewegung behandelt werden. Spielt auch hier die Laktatbildung eine Rolle? Auch bei Demenz könnte Laktat als ein alternativer Nährstoff der Energieversorgung von Gehirnzellen dienen, die aufgrund einer Insulinresistenz nicht mehr ausreichend mit Glukose versorgt werden können.

Viele der positiven Milchsäure-Effekte werden durch sportliche Betätigung erreicht. Die orale Milchsäure-Supplementation ist eine Alternative für Menschen, die sich nicht ausreichend sportlich betätigen (können), da sie dem Organismus ein physisches Training simuliert. Oral aufgenommene L-(+)-Milchsäure wirkt zusätzlich günstig auf den Säure-Basen-Haushalt, indem sie das Darmmilieu reguliert, damit die Ammoniak-Entgiftung verbessert und die Leber entlastet.

Mögliche Schädigungen des Darms

Pilze im Darm

Ein Darm mit einer gestörten Flora wird zunehmend wehrloser gegenüber möglichen Krankheitserregern wie Candida und Darmparasiten, die durch ihre Stoffwechselprodukte (z. B. Fuselalkohole) eine zusätzliche Schädigung der Darmschleimhaut bewirken. Gerade die schädlichen Hefepilze wie Candida albicans sind für den Darm gefährlich, denn sie können sich an den Zellen der Darmschleimhaut festhalten, dort festwachsen und sich vermehren. Selbst die Magensäure kann ihnen nichts anhaben, und so gelangen sie unbeschadet in den Darm. Die Lieblingsnahrung der Hefepilze ist Zucker, den verstoffwechseln sie zu Kohlendioxid (Gasbildung) und Alkohol. Ein Pilzbefall des Darmes kann sich durch Gasbildung mit Blähungen, Heißhunger nach Süßem, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und gelblicher Verfärbung des Stuhls zeigen. Manchmal klagen Befallene auch über ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Begünstigend wirken Erkrankungen wie Zöliakie, Diabetes, Rheuma, Krebs, Aids oder Schwächungen des Immunsystems. Natürlich stören auch extrem viel Stress, Amalgambelastung und Immundämpfer wie Kortisol.

Antibiotika führen meistens zu einer Verpilzung des Darmes, da sie die schützende Darmflora stark reduzieren. Hier ist es unbedingt notwendig, sofort nach Abschluss der Behandlung die gesunde Darmflora wieder aufzubauen. Auch bestimmte Hefepilze wie Saccharomyces boulardii verhindern die Verpilzung unter antibiotischer Therapie. Generell verhindert eine gesunde bakterielle Darmflora mit Laktobazillen und Bifidobakterien die Verpilzung.

Leaky-Gut-Syndrom – der „löchrige Darm“

Neben einem Nährstoffmangel (s. o.) können auch Pilze und krankmachende Bakterien zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand führen. Diese greifen ständig die Darmschleimhaut an. An bzw. in der Darmschleimhaut häufen sich Entgiftungs- und Entzündungsreaktionen, welche die Stabilität der Darmschleimhaut verletzen und das Leaky-Gut-Syndrom, den „löchrigen Darm“, hervorrufen. Durch die vergrößerten Zwischenräume zwischen den Schleimhautzellen fluten nun Giftstoffe von Bakterien, Pilzen und Parasiten, Allergie-auslösende Nahrungspartikel und Bestandteile aus dem Darm in den Körper und belasten unser Immunsystem. Chronischer Schnupfen, Erschöpfung, asthmatische Beschwerden und Schwindel sind die Folge.

„Bacterial overgrowth“

Aufgrund psychischer Belastungen, Fehlstellung des Beckens und Verspannung der Rücken- und Beckenmuskulatur wird die Klappe zwischen Dünndarm und Dickdarm (Ileozökalklappe) in ihrer Funktion gestört. Dadurch fließt der Dickdarminhalt – mitsamt den typischen Dickdarmbakterien – wieder zurück in den Dünndarm. Im Dünndarm entstehen Giftstoffe und bakterielle Überwucherungen, die zu Völlegefühl, Blähungen, Herzdruck, Kopfschmerzen usw. führen.

Unverträglichkeiten und Allergien

Im Darm liegt häufig die Ursache für Lebensmittelallergien oder -unverträglichkeiten – oder man spürt dort zumindest deren Symptome. Treten nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel Probleme wie z. B. Bauchschmerzen, Unwohlsein, Krämpfe, starke Blähungen, Durchfall (Diarrhoe), Kopfschmerzen, sehr schneller Puls oder andere Symptome auf, kann eine Unverträglichkeit oder eine Allergie gegen ein bestimmtes Lebensmittel oder eine Gruppe von Lebensmitteln vorliegen. Bei einer Ernährungsumstellung sollte auf Unverträglichkeiten und Allergien gegen Lebensmittel geachtet werden. Im Folgenden sind die am häufigsten auftretenden Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten aufgeführt.

Fruktosemalabsorption

Fruktose ist ein Monosaccharid, für das die Aufnahmekapazität auf 35-50 g pro Tag begrenzt ist. Die Aufnahme erfolgt im Dünndarm über passive Diffusion und über den GLUT-5-Transporter. Man geht davon aus, dass jeder dritte Erwachsene und zwei von drei Kleinkindern eine Fruktosemalabsorption aufweisen – mit unterschiedlicher Ausprägung. Eine Fruktosemalabsorption ist eine Unverträglichkeitsreaktion nach einer Aufnahme von weniger als 25 g Fruchtzucker am Tag, die sich aufgrund der gestörten Absorption im Dünndarm in gastrointestinalen Beschwerden äußert (Schäfer et al., 2010).

Treten kurze Zeit nach dem Verzehr von isolierter Fruktose, Apfelsaft oder Obst (z. B. Birne) Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auf, wie beispielsweise Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, weicher Stuhl oder Diarrhoe, so liegt der Verdacht einer Fruktosemalabsorption nahe. Der verzehrte Fruchtzucker kann im Dünndarmbereich nicht schnell genug aufgenommen werden und gelangt in tiefere Darmabschnitte. Dort verstoffwechseln Darmbakterien den Fruchtzucker u. a. unter Gasbildung. Freie Fruktosemoleküle bilden eine Hydrathülle, welche die Konsistenz des Stuhls verflüssigt. Bei dem Verzicht bzw. der Reduktion des Fruchtzuckerkonsums müssen auch Zuckeralkohole (Sorbit, Mannit, etc.) sowie Oligofruktose und Inulin berücksichtigt werden. Sorbithaltiges Obst (z. B. Steinobst) sollte bei Fruktosemalabsorption gemieden oder stark reduziert werden. Xylit ist meistens verträglich. Die gleichzeitige Aufnahme von Glukose kann die Aufnahme von Fruktose verbessern (z. B. eine Prise Traubenzucker über die Erdbeeren streuen). Das ist aber nur eine Notlösung. Besser ist es, die Fruktosezufuhr deutlich zu reduzieren. Stark kommt es dabei auf das Fruktose-Glukose-Verhältnis an. Vor allem Obst und Säfte mit viel Sorbit und mehr Fruktose als Glukose können Probleme verursachen. Problematisch ist vor allem, dass Fruktose in immer mehr Fertig- und Diätprodukten, Limonaden und Süßstoffen verwendet wird. Auch sorbithaltige Süßstoffe und Kaugummis sollten gemieden werden, denn Sorbit hemmt den GLUT-5-Transporter.

Nach einer moderaten Fruktosereduktion sollte der individuelle Schwellenwert gefunden und in der Ernährung nicht überschritten werden.

Im offiziellen Positionspapier (Schäfer et al., 2010) der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie heißt es: „Eine Ernährungsumstellung auf eine fruktosemodifizierte Kost führt für Fruktosemalabsorber zu einer verbesserten Fruktoseverträglichkeit. […] Fruktosefreie Ernährungsempfehlungen, die sich vorrangig am Fruktosegehalt in der Nahrung orientieren, sind nicht zielführend für die Therapie der Fruktosemalabsorption.“ Konkret heißt das: Ein Apfel wird oft noch gut vertragen, ein Glas Apfelsaft mit einem Sorbitkaugummi nicht. Obst nach einer Mahlzeit ist übrigens meist besser bekömmlich.

Histaminintoleranz

Eine Histaminintoleranz (HIT) ist keine Allergie, sondern ein Histamin-Ungleichgewicht im Körper, bei dem zu viel Histamin vorliegt. Da Histamin in der Regel als Mediator von (echten) allergischen Reaktionen ausgeschüttet wird, ähneln die Symptome der HIT denen einer echten Allergie. Eine HIT kann verschiedene Ursachen haben und in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Eine Ursache ist der Defekt bzw. die verminderte Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO), welches Histamin abbaut. Ist die Funktion eingeschränkt, steigt der endogene Histaminspiegel an und führt zu allergieähnlichen Symptomen. Die Aufnahme von Histaminliberatoren (Lebensmittel, die nach Verzehr körpereigenes Histamin freisetzen, wie z. B. Glutamat, Nitrate, Sulfit, Zitrusfrüchte) oder von Lebensmitteln, die selbst einen hohen Histamingehalt aufweisen (z. B. gereifte Käsesorten, eingelegte und geräucherte Lebensmittel, Rotwein, Meeresfisch), kann Symptome einer HIT auslösen. Alkohol und Kakao hemmen die Diaminoxidase und begünstigen die HIT. Diese können, insbesondere auch in Kombination, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Urtikaria, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Asthma auslösen.

Laktoseintoleranz

Treten nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten Bauchschmerzen, krampfartige Darmwinde, Übelkeit oder spontane Diarrhoen auf, so liegt oft eine Laktosemalabsorption vor. Dies ist keine allergische Reaktion, sondern ein Mangel bzw. eine Dysfunktion des Enzyms Laktase im Dünndarm. Laktase spaltet das Disaccharid Laktose in die Monosaccharide Glukose und Galaktose, welche im Dünndarm aufgenommen werden. Gelangt Laktose unverdaut in den Dickdarm, wird es von der Dickdarmflora zu Laktat und Gasen abgebaut (Methan/Wasserstoff). Die gebildeten Gase verursachen Flatulenzen und die Laktatmoleküle bilden eine Hydrathülle, wodurch häufig osmotische Diarrhoen hervorgerufen werden. Im Falle einer Milchzuckerunverträglichkeit werden häufig noch kleine Mengen toleriert, dennoch sollten Milch und Milchprodukte auf dem Speiseplan durch pflanzliche, laktosefreie Alternativen ersetzt werden. Bei Fertiggerichten, Wurst, Würzsoßen und Dressings muss auf „versteckte“ Laktose geachtet werden.

Milchprotein ist potentiell das viel größere Gesundheitsproblem, da Allergien gegen Kuhmilchproteine häufig sind. Dafür sind auch laktosefreie Milchprodukte keine Lösung.

Allergien

Das mittlerweile breite Angebot an Fleischersatz aus Soja ist verlockend. Dennoch sollten tierische Produkte nicht einseitig durch Sojaalternativen ersetzt werden. Auch eine einseitige Ernährung auf Sojabasis ist nicht gesund. Besonders empfindliche Personen und Menschen mit einer hohen Stressbelastung laufen Gefahr, durch einseitigen Sojakonsum eine Sojaallergie zu entwickeln. Dauerstress und andere Faktoren erhöhen die Durchlässigkeit der Darmwand (Leaky-Gut-Syndrom, s.o.), wodurch Proteine unverdaut die Darmwand passieren können und in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem bildet nun Antikörper gegen die Eindringlinge (allergene Proteine aus Nahrungsmitteln). Die Folge ist eine eigentlich unnötige Immunreaktion (= Allergie) gegen ein Lebensmittel(-protein). Bei hohem Stresslevel und Proteinverzehr können empfindliche Personen leicht Allergien entwickeln, beispielsweise gegen Weizen (Gluten), (Kuh-)Milchprotein, Ei, Soja, etc. Um die Entstehung von Unverträglichkeiten zu mindern, empfiehlt es sich, die aufgenommene Proteinmenge zu reduzieren, die Proteinquellenvielfalt zu erhöhen und Stress zu reduzieren. Da im Zentrum der Pathogenese das Leaky-Gut-Syndrom steht, verschwinden mit der Heilung der Darmschleimhaut häufig auch die meisten Lebensmittelallergien.

Liegen unerklärliche und ausgeprägte Darmprobleme vor, wie Völlegefühl, Blähbauch, Wassereinlagerungen, Durchfall oder Verstopfung, empfiehlt sich ein IgG4-Test, der konkrete Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufzeigen helfen kann. Bei einem Leaky-Gut-Syndrom werden Antikörper gegen zahlreiche, oft verzehrte Lebensmittel festzustellen sein, weshalb der Test auch umstritten ist. Dennoch tritt häufig nach einem vorübergehenden Weglassen dieser Lebensmittel eine deutliche Besserung der Symptomatik auf und die Darmschleimhaut erholt sich.

Blähungen und Darmwinde

Wer nach dem Verzehr von Hülsenfrüchten und bestimmten Gemüsesorten, wie z. B. Lauch und Kohl, unter starken Blähungen leidet, bei dem bilden die Darmbakterien übermäßig viele Gase bei der Fermentation der darin vorkommenden Ballaststoffe. Hier kann es hilfreich sein, unterstützend auf ein Präparat mit dem Enzym alpha-Galactosidase zurückzugreifen. Dadurch werden die Ballaststoffe in kleinere Einheiten abgebaut und können im Darm absorbiert werden, sodass die Darmbakterien die Ballaststoffe nicht mehr vergären und keine Gase mehr produziert werden.

In gewissem Maße ist die Bildung von Gasen bei der Fermentation von Ballaststoffen jedoch normal und deutet auf die Bildung des gesunden Stoffes Butyrat hin. Die weitreichenden positiven Effekte kannte bereits Mozart, von dem dieses Zitat stammt: „Wenn’s Arscherl brummt is‘ Herzerl g’sund.“

Literatur:

Cohen RM, Stephenson RL, Feldman GM (1988): Bicarbonate secretion modulates ammonium absorption in rat distal colon in vivo. Am J Physiol; 254(5 Pt 2): F657-F667.

Cummings JH (1975): Absorption and secretion by the colon. Gut; 16(4): 323-329.

Horie H, Kanazawa K, Okada M, Narushima S, Itoh K, Terada A (1999): Effects of intestinal bacteria on the development of colonic neoplasm: an experimental study. Eur J Cancer Prev; 8(3): 237-245.

Schäfer C, Reese I, Ballmer-Weber BK, Beyer K, Erdmann S, Fuchs T, Henzgen M, Huttegger I, Jappe U, Kleine-Tebbe J, Lepp U, Niggemann B, Raithel M, Saloga J, Szépfalusi Z, Vieths S, Werfel T, Zuberbier T, Worm M (2010): Fruktosemalabsorption. Stellungnahme der AG Nahrungsmittelallergie in der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Allergo J; 19: 66-69.

Waters AE, Contente-Cuomo T, Buchhagen J, Liu CM, Watson L, Pearce K, Foster JT, Bowers J, Driebe EM, Engelthaler DM, Keim PS, Price LB (2011): Multidrug-Resistant Staphylococcus aureus in US Meat and Poultry. Clin Infect Dis; 52(10): 1227-1230.

Werk R (2007): Das Darmmikrobiom: ein funktioneller Ansatz. Naturheilpraxis; 02: 261-264.

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