Gerät der Darm aus dem Gleichgewicht, macht sich dies mit unangenehmen Symptomen bemerkbar: Völlegefühl, Verstopfung, Durchfall, Schmerzen und Krämpfe im Darm/Bauch – das Reizdarmsyndrom.
Verursacht werden die Symptome des Reizdarmsyndroms durch erhöhte Mengen Histamin im Darm. Diese können aus den Mastzellen des Darms stammen (MCAS) oder von Darmbakterien produziert werden.
Bei Reizdarm-Patienten liegt häufig eine veränderte mikrobielle Besiedelung des Darms vor. Eine Studie entlarvte nun den Hauptübeltäter: Klebsiella aerogenes.
In der Darmflora von Patienten mit hohen Histamin-Spiegeln im Darm war das Bakterium Klebsiella aerogenes präsenter als bei den Patienten mit niedrigen Histamin-Spiegeln. Dieser Darmkeim produziert 100-mal mehr Histamin als alle anderen 164 untersuchten Bakterienstämme (u.a. Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis) (De Palma et al., 2022).
Klebsiella aerogenes nutzt das Enzym Histamin-Decarboxylase (hdc) um die Aminosäure Histidin in Histamin umzuwandeln. Am besten funktioniert dies bei einem pH-Wert von 7,0. Bei niedrigerem oder höherem pH-Wert wird nahezu kein Histamin produziert. Der physiologische pH-Wert im Dickdarm liegt bei etwa 6,5. Im gesunden Dünndarm bewegt sich der pH-Wert zwischen 6,5-7,0. Bei Störungen im Magen-Darm-Bereich liegt häufig eine Verschiebung des Darm-pH-Wertes auf 7,0 oder höher vor.
Der bestimmende Faktor für den Darm-pH-Wert ist der Milchsäure-Spiegel. Enthält die Darmflora milchsäureproduzierende Bakterien, die durch ihre Milchsäure den Darm-pH-Wert senken, so schaffen sie ein leicht saures Dickdarmmilieu. Dieses hemmt die Aktivität der Klebsiella aerogenes-hdc und die Histaminproduktion sinkt(De Palma et al., 2022). Milchsäureproduzierende Darmbakterien, wie Laktobazillen, sind daher ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Darmflora. Über die Absenkung des pH-Wertes beeinflussen sie indirekt die Histaminproduktion von Klebsiella aerogenes, dem Haupt-Histaminbildner im Darm.
Wiederherstellung eines gesundes Darmmilieus
Ausschlaggebend zur Reduktion der Histaminspiegel im Darm sind daher die Wiederherstellung des leicht sauren Darmmilieus und die Reduktion einer Darmdysbiose. Unterstützt werden kann dies durch die Einnahme von milchsäurehaltigen Produkten sowie probiotischer Bakterien zum Aufbau einer gesunden Darmflora (z.B. LaktoBifido). Dabei sollte darauf geachtet werden, keine Stämme aufzunehmen, die stark histaminbildend sind, z.B.
Klebsiella aerogenes, Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus bulgaricus, Streptococcus thermophilus, Lactobacillus casei, Enterococcus faecalis, Lactobacillus fermentum, Enterococcus faecium und Escherichia coli.
Stämme, die nur leicht histaminbildend sind, z.B. Lactobacillus helveticus, Lactococcus lactis, sind in der Regel dennoch nützlich und auch bei Histamin-Sensitivität verträglich, da sie stärker histaminbildende Stämme, wie z.B. Klebsiella aerogenes, im Darm verdrängen und die Histaminbildung im Darm so insgesamt abnimmt.
Genügt eine Ansäuerung des Darmmilieus nicht um eine physiologische Flora wiederherzustellen, können pflanzliche antibiotische und antimykotische Präparate, wie z.B. Oregano-Öl Kapseln, die pathogene Darmflora zusätzlich reduzieren und Platz für physiologische Darmbakterien schaffen.
In zahlreichen Studien wurde für Oregano-Öl belegt, dass es sogar multiresistente Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus erfolgreich bekämpft (Lu et al., 2018). Daher ist es auch bei SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth = Dünndarmfehlbesiedlung) sehr gut geeignet. Auch Fehlbesiedelungen durch Darmpilze wie u.a. Candida albicans lassen sich mit Oregano-Öl zurückdrängen (Bona et al., 2016; Bhat et al., 2018; Ghitea et al., 2020). Patienten mit erhöhten Histaminspiegeln im Darm profitieren zusätzlich von der entzündungshemmenden Wirkung des Oregano-Öls (Lombrea et al., 2020). Qualitätsmerkmal von hochwertigem Oregano-Öl ist ein hoher Gehalt an Carvacrol.
Zur nachhaltigen Regulation des Darms empfiehlt sich eine kombinierte Entlastungs- und Darmkur, bei der Produkte zur Unterstützung von Darm und Darmflora mit einer Entlastungsdiät kombiniert werden. Er folgt der anschließende Aufbau einer gesunden, dauerhaft verträglichen Ernährung.
Literatur:
- Bhat, V., Sharma, S. M., Shetty, V., Shastry, C. S., Rao, C. V., Shenoy, S., . . . Balaji, S. (2018). Characterization of Herbal Antifungal Agent, Origanum vulgare against Oral Candida spp. Isolated from Patients with Candida-Associated Denture Stomatitis: An In vitro Study. Contemporary clinical dentistry, 9(1), S. S3–S10. https://doi.org/10.4103/ccd.ccd_537_17
- Bona, E., Cantamessa, S., Pavan, M., Novello, G., Massa, N., Rocchetti, A., . . . Gamalero, E. (2016). Sensitivity of Candida albicans to essential oils: are they an alternative to antifungal agents? J Appl Microbiol, 121(6), S. 1530-1545. https://doi.org/10.1111/jam.13282
- De Palma, G. et al. Histamine production by the gut microbiota induces visceral hyperalgesia through histamine 4 receptor signaling in mice. Science Translational Medicine 14, eabj1895 (2022).
- Ghitea, T., Bungau, S., Tit, D. M., Purza, L., Otřísal, P., Aleya, L., . . . Pantis, C. (2020). Effects of Oregano Oil on Fungal Infections Associated with Metabolic Syndrome. Revista de Chimie, 71, S. 335-341. https://doi.org/10.37358/RC.20.1.7854
- Lu, M., Dai, T., Murray, C. K., & Wu, M. X. (2018). Bactericidal Property of Oregano Oil Against Multidrug-Resistant Clinical Isolates. Frontiers in microbiology, 9, S. 2329. https://doi.org/10.3389/fmicb.2018.02329
- Niedzielin, K., Kordecki, H. & Birkenfeld, B. A controlled, double-blind, randomized study on the efficacy of Lactobacillus plantarum 299V in patients with irritable bowel syndrome. Eur J Gastroenterol Hepatol 13, 1143–1147 (2001).
- IMD Labor Berlin. Probiotikaauswahl bei Histaminbelastung. Diagnostikinformation Nr. 351. Version 2. https://www.imd-berlin.de/fileadmin/user_upload/Diag_Info/351_Probiotikaauswahl_bei_Histaminbelastung.pdf. Abgerufen am 02.05.2024