Kaffee – gesünder als sein Ruf?

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen: Durchschnittlich etwa 160 Liter des schwarzen Getränks trinkt ein jeder von uns im Jahr, das sind etwa vier Tassen täglich. Schon im 16. Jahrhundert beschrieben Ärzte die stimulierende Wirkung des Kaffees auf das Denkvermögen und die Verdauung. Gleichzeitig warnten die Mediziner aber auch vor den gesundheitsschädigenden Folgen übermäßigen Kaffeekonsums.

Koffein sorgt für bessere Leistung

Dem deutschen Chemiker Ferdinand Runge gelang es auf Anregung von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1820 erstmals, die wohl wichtigste Substanz im Kaffee zu isolieren: das Koffein. Dieses Alkaloid stimuliert das zentrale Nervensystem und trägt so dazu bei, dass Kaffee wach macht und die Aufmerksamkeit und das Konzentrationsvermögen steigert. Untersuchungen zeigen sogar, dass lebenslanger Kaffeekonsum bei Frauen und Männern den altersbedingten Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit verringern kann. Kaffee hat außerdem eine stimmungsaufhellende Wirkung. Diese kommt zustande, weil Koffein im Gehirn die Freisetzung aufmunternder Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Endorphinen fördert.

Koffein bewirkt aber nicht nur eine Steigerung der geistigen, sondern auch der körperlichen Leistung. Von der leistungsfördernden Wirkung profitieren vor allem Ausdauersportler, bei kurzzeitigen Höchstbelastungen ist der Effekt weniger ausgeprägt. Weitere Studien zeigen, dass sich durch Kaffeegenuss die beanspruchte Muskulatur schneller erholt und weniger Muskelkater nach sportlichen Aktivitäten auftritt.

Gegen Parkinson und Alzheimer

Die Parkinson-Krankheit wird durch einen Mangel des Nervenbotenstoffes Dopamin verursacht. In der Folge kann das Gehirn die Bewegungen der Muskeln nicht mehr optimal steuern. Kaffee kann die Dopamin­produktion positiv beeinflussen: Eine Übersichtsstudie ergab, dass Kaffeetrinker im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern ein um 31 Prozent geringeres Risiko aufweisen, an Parkinson zu erkranken. Männer, die gewohnheitsmäßig mehr als drei Tassen Kaffee täglich zu sich nehmen, haben demnach ein um bis zu 50 Prozent geringeres Risiko, eine Parkinson-Krankheit zu entwickeln. Dieser schützende Effekt zeigt sich auch bei Frauen – allerdings nur, wenn diese nach den Wechseljahren keine Hormonersatztherapie durchführen.

Bis zu einer abschließenden Beurteilung der Wirkung von Kaffee auf die Parkinson-Krankheit sind noch weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig. Doch die bisher vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Konsum von Kaffee einen gewissen Schutz vor dieser neurodegenerativen Erkrankung bietet.

Immer mehr Menschen erkranken im Alter an einer Alzheimer-Demenz. Schon vor einigen Jahren wurde vermutet, dass Kaffee dabei einen schützenden Effekt haben kann. Finnische Wissenschaftler bestätigten diese Annahme: Sie beobachteten über viele Jahre hinweg den Kaffeekonsum von Menschen im mittleren Lebensalter und werteten dann aus, welche der Probanden im fortgeschrittenen Alter an Alzheimer-Demenz erkrankten. Dabei stellte sich heraus, dass Kaffeetrinker seltener dement wurden als Nicht-Kaffeetrinker. Am deutlichsten war dieser Schutzeffekt bei Menschen zu sehen, die gewohnheitsmäßig zwischen drei und fünf Tassen Kaffee pro Tag tranken. Bei ihnen war das Demenzrisiko um 65 Prozent verringert (Eskelinen et al., 2009).

Kaffee kann vor Brust- und Prostatakrebs schützen

Früher wurde Kaffee mit Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht. Unzählige Untersuchungen dazu konnten allerdings keinen verstärkenden Einfluss von Kaffee auf die Entstehung unterschiedlicher Krebserkrankungen nachweisen. Hingegen sprechen immer mehr Studien dafür, dass Kaffee sogar vor Krebs schützen kann. Wissenschaftler des berühmten Karolinska-Institutes führten dazu mit Frauen nach den Wechseljahren eine Studie durch. Die Frauen, die täglich mehr als fünf Tassen Kaffee tranken hatten im Vergleich zu den Frauen, die weniger oder gar keinen Kaffee tranken, ein um 57 Prozent reduziertes Risiko an einem besonders aggressiven Östrogenrezeptor-negativen Brustkrebs zu erkranken (Li et al., 2011).

Forscher der Harvard School of Public Health werteten Daten von 47.911 Teilnehmern der Health Professionals Follow-Up-Studie aus. Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, war bei den Probanden um 18 Prozent geringer, die täglich sechs oder mehr Tassen Kaffee tranken – im Vergleich zu den Nicht-Kaffeetrinkern. Das Risiko für tödlich verlaufenden Prostatakrebs reduzierte sich sogar um 60 Prozent. Selbst bei ein bis drei Tassen täglich war das Risiko für tödlichen Prostatakrebs noch um 29 Prozent reduziert (Wilson et al., 2011).

Auch ein Review über 16 Studien und insgesamt mehr als 1 Million Teilnehmer ergab, dass hoher Kaffee-Konsum mit einem geringeren Prostatakrebs-Risiko einhergeht. Diejenigen mit dem höchsten Konsum hatten ein um 9 % reduziertes Risiko im Vergleich zu denjenigen, die am wenigsten Kaffee tranken. Jede zusätzliche Tasse pro Tag senkte das Risiko um 1 % (Chen et al., 2021).

Gut für Leber und Lunge

Koffein stimuliert auch die Aktivität der Leber, wodurch sich der Energieverbrauch des Körpers etwas erhöht. Außerdem senkt es bei Kaffeetrinkern, die vier oder mehr Tassen Kaffee täglich genießen, das Risiko einer Leberzirrhose um bis zu 80 Prozent. Andere Studien zeigen außerdem, dass bei chronisch Leberkranken der krankhafte Umbau der Leber einen milderen Verlauf nimmt, wenn die Betroffenen regelmäßig Kaffee trinken.

Auch Asthmatiker können aus dem Kaffeegenuss einen Nutzen ziehen: Koffein ist in der Lage, die feinen Bronchialäste in den Lungen zu erweitern und erleichtert damit das Atmen. Der tägliche Genuss von mehr als drei Tassen Kaffee senkt das Risiko von Asthmaanfällen um bis zu 28 Prozent.

Schutz vor Diabetes durch Antioxidantien

Bereits 40 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren sind von Typ-2-Diabetes betroffen. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass der regelmäßige Genuss von Kaffee das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich senken kann. Niederländische Forscher fanden heraus, dass der tägliche Genuss von sieben Tassen Kaffee das Diabetesrisiko halbiert. Außerdem prüften Wissenschaftler, welche Lebensstilfaktoren sich vorbeugend auf Diabetes auswirken können. Das Ergebnis: Das geringste Risiko zeigte sich bei Personen, die täglich vier bis sieben Tassen Kaffee zu sich nahmen. Diese Wirkung des Kaffees ist offenbar nicht auf das Koffein zurückzuführen, denn der schützende Effekt stellte sich auch bei entkoffeiniertem Kaffee ein. Daher ist anzunehmen, dass andere Inhaltsstoffe des Kaffees – vor allem die Antioxidantien – hierbei eine maßgebliche Rolle spielen.

Antioxidantien sind Mikronährstoffe, die dem Körper helfen, gegen sogenannte freie Radikale anzukommen. Hauptaufgabe der Antioxidantien ist es, diese Radikale abzufangen bevor sie Schaden anrichten. Eine ausreichende Versorgung mit Antioxidantien ist daher lebensnotwendig. Im Vergleich zu anderen Getränken wie Kakao, grüner Tee, Schwarztee, Kräutertee, Cola, Fruchtsäfte und Bier besitzt Kaffee eindeutig die meisten Antioxidantien (z. B. Chlorogensäure).

Besonders viele antioxidative Substanzen enthält grüner Kaffee. Dass diese Antioxidantien nicht nur das Diabetesrisiko reduzieren, sondern offenbar auch weitere Schutzfunktionen haben, zeigt eine Studie deutscher Wissenschaftler: Die Forscher fanden heraus, dass der tägliche Genuss von drei bis vier Tassen frisch aufgebrühtem Kaffee aus einer Mischung von grünen und gerösteten Kaffeebohnen oxidative DNA-Schäden senkte und damit den Zellschutz um 40 Prozent verbesserte. Die Wissenschaftler vermuten, dass dieser Effekt die zahlreichen positiven Wirkungen des Kaffees auf die Gesundheit erklärt (Bakuradze et al., 2011).

Unklare Effekte auf Herz-Kreislauf und Blutdruck

Lange galt Kaffee als potentiell schädlich – vor allem für Herz und Kreislauf. Bis heute liefern wissenschaftliche Studien kein einheitliches Bild des Effektes, den Kaffee auf Herz und Kreislauf ausübt: Während manche Untersuchungen darauf hindeuten, dass große Kaffeemengen einen negativen Einfluss auf das Herzerkrankungsrisiko haben, konnten andere Studien diese Vermutung nicht bestätigen. Auch ein erhöhtes Risiko für Nicht-Kaffeetrinker wurde bereits beobachtet.

Ebenso herrscht Unklarheit über die Wirkung von Koffein auf den Blutdruck: Während einige Studien dafür sprechen, dass Kaffee den Blutdruck erhöht, kommen andere zu gegenteiligen Ergebnissen. Viele Forscher gehen davon aus, dass Koffein keine dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks bewirkt. Allerdings kann bei Menschen, die Kaffee nicht gewohnheitsmäßig trinken, der Blutdruck durch das Koffein kurzzeitig ansteigen. Es entwickelt sich aber schnell eine Toleranz, die den Blutdruck wieder auf das Ausgangsniveau sinken lässt.

Koffein erhöht vor allem den Puls. Daher sollten Personen mit ohnehin erhöhtem Ruhepuls mit Koffein eher zurückhaltend sein.

Auf schonende Röstung achten

Mit zunehmendem Röstgrad von Kaffeebohnen verändern sich nicht nur Geschmack und Aroma, sondern auch die antioxidative Kapazität des aufgebrühten Getränks. Leicht geröstete Kaffeebohnen enthalten mehr antioxidativ wirksame Bestandteile (Polyphenole, Chlorogensäure) als dunkel geröstete Kaffeebohnen. Leicht gerösteter Kaffee hemmt die Lipidperoxidation somit stärker als dunkel gerösteter Kaffee (Duarte et al., 2005).

Nicht nur der Kaffeetrinker, sondern auch die Kaffeebohne selbst kann von Lipidperoxidation betroffen sein: Kaffeeöl enthält 46 % Linolensäure (Khan und Brown, 1953), eine sehr oxidationsempfindliche Omega-6-Fettsäure. Bei dunkler Röstung wird die Linolensäure an die Oberfläche der Bohne getrieben, wo sie extremer Hitze ausgesetzt ist und entsprechend chemisch verändert wird. Daher entstehen durch dunkle Röstung Reizstoffe und potentielle Schadstoffe.

Eine schonende Röstung ist demnach in zweierlei Hinsicht besser: Der Kaffee enthält sowohl mehr gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe als auch weniger Schadstoffe.

Vorsicht vor Mineralstoffmangel

Kaffee fördert einerseits die Ausscheidung von Calcium und Magnesium, andererseits reduziert er auch die Aufnahme der Mineralstoffe. Damit wirkt er sich doppelt negativ auf die Mineralstoff-Balance aus, was das Risiko für Knochenschwund erhöht (Massey und Whiting, 1993) und vor allem bei niedriger Mineralstoffzufuhr Knochenbrüche begünstigen kann (Hallström et al., 2006). Diesen Effekten kann aber mit einer zusätzlichen Aufnahme von Magnesium und Calcium entgegengewirkt werden, was die natürliche Balance wiederherstellt.

Tatsächlich kann sich der kaffeebedingte Mineralstoffverlust auch negativ auf das Herz auswirken: Viel Kaffee kann den Puls erhöhen, was normal nicht gefährlich ist. Wenn damit jedoch ein Mangel an Magnesium und Kalium einhergeht, können Herzrhythmusstörungen begünstigt werden. Diese können das Risiko für Schlaganfälle erhöhen. Kaffee ist eben kein vollwertiges Lebensmittel, sondern sollte mit einer mineralstoffreichen, gesunden Ernährung kombiniert werden.

Übrigens: Kaffee regt bekanntermaßen die Urinproduktion und den Harnfluss an. Regelmäßiger Konsum führt allerdings zu einer Anpassung, so dass der Kaffee nicht mehr entwässernd wirkt.

Fazit

Wissenschaftliche Studien belegen also: Kaffee ist besser als sein Ruf. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, muss nicht um seine Gesundheit bangen – im Gegenteil: Drei oder vier Tassen Kaffee täglich beeinflussen einige Organe und Körperfunktionen auf positive Weise. Für einige Erkrankungen gilt sogar, dass Kaffee einen schützenden Effekt hat. Allerdings sollte man auf den Mineralstoffhaushalt achten, um möglichen Calcium- und Magnesiumverlusten entgegenzuwirken. Prinzipiell gilt es, maßvoll zu genießen. Bei Schwangerschaft, Herzrhythmusstörungen und zu schnellem Herzschlag sollte zunächst Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.

Literatur

  • Bakuradze T, Boehm N, Janzowski C, Lang R, Hofmann T, Stockis JP, Albert FW, Stiebitz H, Bytof G, Lantz I, Baum M, Eisenbrand G (2011): Antioxidant-rich coffee reduces DNA damage, elevates glutathione status and contributes to weight control: results from an intervention study. Mol Nutr Food Res; 55(5): 793-797.
  • Chen X, Zhao Y, Tao Z, et al. (2021): Coffee consumption and risk of prostate cancer: a systematic review and meta-analysis. BMJ Open; 11:e038902. doi: 10.1136/bmjopen-2020-038902
  • Duarte SM da Silveira, Abreu CMP de, Menezes HC de, Santos MH dos, Gouvêa CMCP (2005): Effect of processing and roasting on the antioxidant activity of coffee brews. Food Science and Technology; 25(2): 387-393.
  • Eskelinen MH, Ngandu T, Tuomilehto J, Soininen H, Kivipelto M (2009): Midlife coffee and tea drinking and the risk of late-life dementia: a population-based CAIDE study. J Alzheimers Dis; 16(1): 85-91.
  • Hallström H, Wolk A, Glynn A, Michaëlsson K (2006): Coffee, tea and caffeine consumption in relation to osteoporotic fracture risk in a cohort of Swedish women. Osteoporos Int.; 17(7):1055-1064. doi:10.1007/s00198-006-0109-y
  • Khan NA, Brown JB (1953): The composition of coffee oil and ist component fatty acids. J Am Oil Chem Soc; 30: 606.
  • Li J, Seibold P, Chang-Claude J, Flesch-Janys D, Liu J, Czene K, Humphreys K, Hall P (2011): Coffee consumption modifies risk of estrogen-receptor negative breast cancer. Breast Cancer Res; 13(3): R49.
  • Massey LK, Whiting SJ (1993): Caffeine, urinary Calcium, Calcium Metabolism and Bone. J. Nutr. 123: 1611-1614.
  • Wilson KM, Kasperzyk JL, Rider JR, Kenfield S, van Dam RM, Stampfer MJ, Giovannucci E, Mucci LA (2011): Coffee consumption and prostate cancer risk and progression in the Health Professionals Follow-up Study. J Natl Cancer Inst; 103(11): 876-884.

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