Der Darm – das Medium zwischen Nahrung und Mensch
Der Darm ist das Organ mit der größten Oberfläche (ca. 400 m2), wie geschaffen für die Aufnahme von Nährstoffen und als Lebensraum für ein komplexes Ökosystem aus Bakterien und Hefen. Weiterhin ist der Darm eines der wichtigsten Immunorgane im Körper. Eine einseitige, unnatürliche Ernährung wirkt sich auf die Darmflora und unsere Immunabwehr aus. Die Zufuhr von probiotischen Bakterien wird seit vielen Jahrzehnten propagiert und kann durchaus sinnvoll sein, doch sämtliche Gesundheitsbehauptungen in diesem Zusammenhang wurden von der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgelehnt. Letztlich prägt die Zusammensetzung unserer Nahrung und derer Stoffwechselprodukte die Darmflora am meisten, da sie das Milieu als auch die Nährstoffversorgung vorgibt.
Die heute übliche fleischreiche, ballaststoffarme Ernährung und die häufige Verwendung von Antibiotika (auch in der Fleischproduktion) führt zu einer Abnahme gesunder Darmbakterien, zur Zunahme potentiell pathologischer Keime, insbesondere bestimmter Clostridienstämme, und zur Alkalisierung des Dickdarm-pHs. Dabei ist der Fleischverzehr nicht nur die Hauptquelle pathologischer Bakterien wie z. B. Clostridium perfringens, sondern dient diesen auch im Darm als Nahrung und unterhält damit die Besiedelung.
Die Toxine und toxischen Stoffwechselprodukte der Fäulnisflora erhöhen die Darmwandpermeabilität, sodass ihre Antigene ins Blut gelangen, Immunreaktionen hervorrufen und zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatischer Arthritis beitragen. Das Leaky-Gut-Syndrom gewinnt eine immer größere Bedeutung. Positive Darmbakterien brauchen Ballaststoffe, um diese zu kurzkettigen Fettsäuren, wie Butyrat zu fermentieren. Butyrat ist einer der Hauptnährstoffe der Darmmukosa. Der Einfluss der Darmflora wird inzwischen auch im Bezug auf Fettleibigkeit und Diabetes mellitus Typ 2 diskutiert. Die Ursache ist jedoch nicht die Darmflora, sondern die Ernährungs- und Lebensweise, die eine bestimmte Darmflora heranzüchtet.
Die Milieuveränderungen, die eine Folge der westlichen proteinreichen Ernährungsweise darstellen, haben vielschichtige Folgen: Zum Beispiel werden in einem basischen Dickdarmmilieu viel mehr krebserregende sekundäre Gallensäuren gebildet und das hochtoxische Eiweißabbauprodukt Ammoniak als Gas 400-mal besser absorbiert. Ein gesundes Dickdarmmilieu ist aufgrund der Fermentationsprodukte der Flora (Milchsäure, kurzkettige Fettsäuren) leicht sauer und verhindert diese Effekte.