Der gesündeste Weg – klinisch und epidemiologisch bestens belegt

Im Wesentlichen bauen die im 10. Kapitel beschriebenen Ernährungs- und Lebens­stil­ver­änder­ungen auf den Erkenntnissen aus Okinawa sowie der jahrzehntelangen Arbeit von Neal Barnard und Dean Ornish auf. Das Ornish-Konzept hat sich klinisch bei zahlreichen Krankheitsbildern so bewährt, dass es inzwischen komplett von Medicare (US-Kranken­kasse) erstattet wird. Zahlreiche klinische Studien beweisen, dass man auf diese Weise dauer­haft Gewicht und eine Insulinresistenz verlieren, Diabetes Mellitus vorbeugen und heilen, verengte Herzkranzgefäße weiten und verjüngen kann. Durch eine deutliche Stei­ger­ung der Telomerase-Aktivität konnten Studienteilnehmer (Ornish-Interventionen) ihre Zellen verjüngen. Das Fortschreiten von Prostatakrebs konnten Prostatakrebs-Patienten in einer Ornish-Interventionsstudie um Jahre aufschieben. Krebsfördernde und pro­in­flam­ma­tor­ische Gene waren in den Rebiopsien abgeschaltet.

Eine möglichst rein pflanzliche Ernährung mit sehr wenig tierischen Lebensmitteln – ist dies nicht ein Verzicht, der unser Leben zu sehr einschränkt? „Lieber sterbe ich früher und genieße mein Leben“, wird mancher einwenden. Zum einem vermag die moderne Medizin nicht die Zivilisationskrankheiten zu heilen, dafür aber den Sterbeprozess schmerzlich Jahre bis Jahrzehnte in die Länge zu ziehen. Zum anderen besteht der Verzicht nicht in einem tatsächlichen Verlust an Lebensfreude und Genuss, sondern vor allem in der Vorstellung, etwas Essentielles zu verlieren. Nach der Ernährungsumstellung stellen die Meisten jedoch fest, dass ihre Ernährung und ihr Leben an Freude und Genuss deutlich zugenommen haben. Ein Beispiel von vielen ist Ex-US-Präsident Bill Clinton, der für seine Vorliebe für Steaks und Fast Food bekannt war. Nach einem Herzinfarkt und vier Bypässen im Jahr 2004 erhielt er 2010 zwei Stents und stieg auf Anraten von Dean Ornish auf reine Pflanzenkost um, weil er „noch seine Enkel erleben möchte“. In seiner pflanzenbasierten Kost ohne tierisches Eiweiß und Fett vermisst er nach eigener Aussage nichts, sein Verlangen nach Fleisch sei verschwunden. Clinton sagte, er habe „11 kg verloren und fühle sich gesünder als je zuvor“. Auch seine Tochter Chelsea verlor mit reiner Pflanzenkost 11 kg und hält seitdem ihr Gewicht.

Eine rein ethisch motivierte vegane Ernährung ist gut für die Tiere und die Welt, jedoch ohne Grundkenntnisse über gesunde Ernährung oft nicht von Dauer, weil dann unnötigerweise Mangel­er­scheinungen (z. B. Vitamin-B12-Mangel) auftreten können. Das alte Wissen um eine gesunde Ernährungsweise muss erst wie­der erlernt werden.

„Survival of the fittest“ ist nicht das Überleben des Größeren, Dickeren, Stärkeren oder Gefräßigeren, sondern des Fittesten. Seelisch, psychisch und physisch fit zu blei­ben, bedeutet eine große, lebenslange Herausforderung und ist nicht selbstverständlich. Maß und Mitte in der Lebensweise und Ernährung sowie Selbst- und Nächstenliebe, eine geistig-spirituelle Tiefe, die Fähigkeit zur Autonomie und zum liebevollen Verbundensein mit anderen Men­schen haben sich hierbei in zahlreichen psychosozialen und epi­demio­log­ischen Studien als wesentliche Faktoren für ein erfülltes, gesundes, langes Leben er­wie­sen.

Auch auf der physischen Ebene liegt das Wesen der Gesunderhaltung oder Genesung in Maß und Mitte: Der Erhaltung oder Wiederherstellung der natürlichen Balance im harmo­nischen und rhythmischen Wechsel von Anabolie und Katabolie, Vagus und Sym­pathi­kus, Proliferation und Zelltod, in der Insulin-, Redox- und Säure-Basen-Balance.