{"id":5443,"date":"2022-02-16T14:27:47","date_gmt":"2022-02-16T13:27:47","guid":{"rendered":"https:\/\/www.drjacobsweg.eu\/?p=5443"},"modified":"2022-03-03T11:04:53","modified_gmt":"2022-03-03T10:04:53","slug":"die-ursachen-des-post-covid-syndroms-corona-langzeitfolgen-ursaechlich-behandeln","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.drjacobsweg.eu\/die-ursachen-des-post-covid-syndroms-corona-langzeitfolgen-ursaechlich-behandeln\/","title":{"rendered":"Die Ursachen des Post-Covid-Syndroms \u2013 Corona-Langzeitfolgen urs\u00e4chlich behandeln"},"content":{"rendered":"\t\t
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Wie persistierende Viren, Autoimmunentz\u00fcndungen und Mastzellaktivierung zu Long Covid f\u00fchren<\/h1>

Long Covid bzw. Post Covid ist ein weit verbreitetes Ph\u00e4nomen. Etwa 10-20 % aller Covid-19-Patienten leiden unter langfristigen gesundheitlichen Beeintr\u00e4chtigungen, die l\u00e4nger als ein Jahr andauern k\u00f6nnen. Die Wahrscheinlichkeit f\u00fcr Long Covid ist gr\u00f6\u00dfer bei h\u00f6herem Alter, Vorerkrankungen und schwerem Krankheitsverlauf, doch auch junge und gesunde Patienten sowie solche, die nur milde Symptome hatten, k\u00f6nnen betroffen sein.<\/p>

Auch milde SARS-CoV-2-Infektion breitet sich im ganzen K\u00f6rper aus<\/h2>

Bei 44 Autopsien von Patienten mit Covid-19 wurde SARS-CoV-2-RNA in verschiedenen K\u00f6rperregionen gefunden, u.a. auch in unterschiedlichen Hirnregionen \u2013 und das bis zu 230 Tage nach Symptombeginn. Die Verstorbenen waren nicht alle an COVID-19 gestorben. Die Verbreitung des Virus im K\u00f6rper wurde auch bei denjenigen festgestellt, die nur milde Symptome oder sogar einen asymptomatischen Krankheitsverlauf hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass das Virus eine systemische Infektion verursacht, die monatelang bestehen bleiben kann (Chertow et al., 2021).<\/p>

Das SARS-CoV-2-Virus ist zwar am st\u00e4rksten in den Atemwegen und der Lunge zu finden, es breitet sich aber schon fr\u00fch w\u00e4hrend der Infektion aus und kann Zellen im ganzen K\u00f6rper einschlie\u00dflich des Gehirns infizieren. In Geweben au\u00dferhalb des Lungensystems werden die Viren weniger effizient und verz\u00f6gert beseitigt. Dies k\u00f6nnte den Autoren zufolge mit einer schwachen Immunantwort au\u00dferhalb der Atemwege zusammenh\u00e4ngen. Solange keine gezielte Immunabwehr stattfindet, kann sich die Infektion zu einem chronischen Problem entwickeln.<\/p>

Die Ursachen von Long Covid sind vielf\u00e4ltig<\/h2>

Eine wichtige Frage zum Umgang mit Long Covid ist dessen Ursache. Hauptprobleme sind einerseits das Persistieren von Viren und andererseits die \u00dcberreaktion der Mastzellen. Es gibt verschiedene Erkl\u00e4rungsans\u00e4tze, die vermutlich ineinandergreifen:<\/p>

  1. Das Virus l\u00f6st eine Autoimmunreaktion aus, die \u00fcber die eigentliche Erkrankung hinaus anh\u00e4lt. Dies f\u00fchrt zu \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Entz\u00fcndungs\u00adreaktionen mit \u00dcberakti\u00advie\u00adrung der Mastzellen<\/strong> und vermehrter Zytokin- und Histamin\u00adaussch\u00fct\u00adtung. Personen mit einem Mastzell-Aktivierungssyndrom sind hierbei besonders betroffen.<\/li>
  2. Nach der Bek\u00e4mpfung der Krankheit verbleiben Viren oder Virusreste <\/strong>von SARS-CoV-2 im K\u00f6rper<\/strong>, die chronische Entz\u00fcndungs\u00adreaktionen hervorrufen. Dies erkl\u00e4rt, warum viele Genesene lange nach der eigentlichen Erkrankung noch positiv getestet werden.<\/li>
  3. Das Virus \u201eversteckt\u201c sich im Gewebe und taucht Wochen oder Monate sp\u00e4ter wieder auf \u2013 wie es von Herpesviren oder HIV bekannt ist.<\/li>
  4. Besonders h\u00e4ufig ist bei Long Covid eine Reaktivierung einer latenten Epstein-Barr-Virus-Infektion<\/strong> (EBV) festzustellen. Die dabei meist reduzierten Cortisolspiegel verst\u00e4rken die anhaltenden Atemwegsprobleme und f\u00f6rdern autoimmune Entz\u00fcndungsprozesse.
    Zu vermuten ist, dass durch COVID-19 das Immunsystem geschw\u00e4cht wird und allgemein alte, latente Infektionen (z.B. mit EBV, Herpes-Zoster-Viren oder Borrelien) reaktiviert werden. Dies tr\u00e4gt wesentlich zum Leitsymptom der chronischen M\u00fcdigkeit bei. EBV ist dabei einfach die verbreitetste Virusinfektion und f\u00e4llt daher in der Studie von Su et al. (2022) am meisten auf. \u2013 \u00dcber 90 % der Erwachsenen haben diese durchlaufen.<\/li>
  5. Eine verminderte Flexibilit\u00e4t der roten Blutk\u00f6rperchen nach einer Covid-Erkrankung l\u00e4sst diese die Blutgef\u00e4\u00dfe schlechter passieren, so dass es zu Durchblutungs\u00adst\u00f6rungen<\/strong> Dies k\u00f6nnte beispielsweise die starke M\u00fcdigkeit bei Long\u00a0Covid erkl\u00e4ren. Das Spike-Protein ist daf\u00fcr ma\u00dfgeblich verantwortlich.<\/li>
  6. Kleinere Sch\u00e4den an verschie\u00addenen Organsystemen<\/strong> aufgrund der COVID-Erkrankung f\u00fchren in der Summe zu einer allgemeinen Ersch\u00f6pfung. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die mitochondrialen und endothe\u00adlialen Sch\u00e4den.<\/li><\/ol>

    Die zentrale Rolle der Mastzellen bei Long Covid<\/h2>

    Eine \u00fcberm\u00e4\u00dfige Aktivierung der Mastzellen scheint bei Long Covid eine wichtige Rolle zu spielen. Mastzellen z\u00e4hlen zu den wei\u00dfen Blutk\u00f6rperchen und sind f\u00fcr die unspezifische Immunabwehr von besonderer Bedeutung. Jede aller\u00adgische (z.\u00a0B. auf einen Bienenstich) und pseudoallergische Reaktion (z. B. Histaminintoleranz) wird von Mastzellen vermittelt. Mastzellen werden als Reaktion auf einen Kontakt mit Krankheits\u00aderregern wie Viren, Bakterien oder Parasiten sowie Allergenen aktiv. Die multifunktionalen Immunzellen helfen eine Infektion zu bek\u00e4mpfen, indem sie zahlreiche verschiedene Stoffe wie Entz\u00fcndungs\u00admediatoren, Zytokine und Histamin freisetzen und die Immun\u00adabwehr koordinieren.<\/p>

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    Abb.: Die Rolle von Mastzellen bei COVID-19 und Long Covid<\/figcaption><\/figure>

    Genau diese Prozesse und Stoffe spielen bei COVID\u201119 und Long\u00a0Covid eine zentrale Rolle. Die Aktivierung der Mastzellen ist daf\u00fcr ma\u00dfgeblich verantwortlich. Es konnte nachge\u00adwiesen werden, dass die Mastzellen bei Patienten mit COVID\u201119 vermehrt aktiviert sind \u2013 in Abh\u00e4ngigkeit vom Schweregrad der Erkrankung.<\/p>

    Vermehrte Mastzellaktivierung als Risikofaktor f\u00fcr COVID-19 und Long Covid<\/h2>

    Das Mastzell-Aktivierungssyndrom (MCAS) ist eine chronische Multisystemerkrankung mit entz\u00fcndlichen und allergischen Komponenten. Bei MCAS sind die Mastzellen \u201ehyperaktiv\u201c und sch\u00fctten zu viel Histamin und andere Botenstoffe aus. Die Mastzellen werden von IgE und Zytokinen aktiviert, aber auch von Umweltfaktoren (z.B. Hitze, K\u00e4lte), Allergenen, Lebensmitteln, Infektionen, bestimmten Medikamenten, Drogen und k\u00f6rperlichem oder psychischem Stress.<\/p>

    Die Symptome des MCAS sind unspezifisch und betreffen vor allem die Haut, den Magen-Darm-Trakt, das Herz-Kreislauf-System, die Atemwege und neurologische Systeme. Viele der Symptome bei MCAS gleichen denen bei einer akuten COVID-19-Infektion bzw. Long Covid.<\/p>

    MCAS ist in Deutschland bei 17\u00a0% der Bev\u00f6lkerung verbreitet, in der Allgemeinbev\u00f6lkerung \u2013 au\u00dferhalb von Studien \u2013 aber meist nicht diagnostiziert. Urs\u00e4chlich hierf\u00fcr sind zum einen die schwierige und teils restriktive Diagnose sowie zum anderen die mangelnde Bekanntheit von MCAS auch bei \u00c4rzten.<\/p>

    Personen, die eine erh\u00f6hte Mastzellaktivierung (Allergien, Unvertr\u00e4glichkeiten, Autoimmunerkrankungen) oder Histamin-Intoleranz haben, m\u00fcssen generell mit einem schwereren COVID-19-Krank\u00adheitsverlauf und auch heftigeren Reaktionen nach der Impfung rechnen. In der Regel reagieren hier M\u00e4nner st\u00e4rker als Frauen. Da es sich aber um eine recht spezifische Reaktion der Mastzellen auf das Spike Protein handelt, ist die individuelle Reaktion auf COVID-19 schwer voraussagbar. Bei manchen Personen entwickeln sich MCAS-Symptome auch erst durch die Erkrankung.<\/p>

    Mastzellen sind die ersten Wachtposten bei jeder Virusinfektion. Daher ist es nur logisch, dass ihre Aktivierung nicht nur bei COVID-19, sondern auch bei anderen Virusinfekten eine zentrale Rolle spielt und sich daraus eine enge Verbindung mit ME\/CFS ergibt.<\/p>

    Die Verbindung zwischen Long Covid und ME\/CFS<\/h2>

    Long Covid hat in vielen F\u00e4llen eine starke \u00c4hnlichkeit zu der Krankheit ME\/CFS \u2013 Myalgische Enzephalomyelitis\/das Chronische Fatigue-Syndrom, einer schweren neuroimmunologischen Erkrankung, die den Alltag stark einschr\u00e4nkt. Der Ausl\u00f6ser von ME\/CFS ist in der Mehrheit der F\u00e4lle eine Virusinfektion.<\/p>

    ME\/CFS kann auch die Folge einer Infektion mit SARS-CoV-2 sein. W\u00e4hrend ein Teil der Long-Covid-Patienten sehr \u00e4hnliche Symptome wie Menschen mit ME\/CFS hat, entwickelt ein Teil sogar das Vollbild der Erkrankung.<\/p>

    Das Long Covid-Risiko reduzieren<\/h2>

    Nach der COVID-19-Pandemie werden wir mit einem neuen, massiven Problem zu k\u00e4mpfen haben: Long Covid bzw. Post Covid ist sowohl f\u00fcr den Einzelnen als auch f\u00fcr die Gesellschaft und das Gesundheitssystem eine untersch\u00e4tzte Bedrohung. Das Krankheitsbild wird in den n\u00e4chsten Jahren zu einer erheblichen Krankheitslast, Arbeitsausf\u00e4llen und weiteren Belastung der \u00c4rzte und Krankenh\u00e4user f\u00fchren.<\/p>

    Die beste M\u00f6glichkeit Long Covid vorzubeugen, ist das Vermeiden einer Infektion. Dies wird mit der Omikron-Variante immer schwieriger. Zwar sind die Krankheitsverl\u00e4ufe hier milder, doch ob dies auch mit einer geringeren Gefahr f\u00fcr Long Covid einhergeht, l\u00e4sst sich noch nicht beurteilen. Doch allein die gro\u00dfe Zahl der Infektionen wird voraussichtlich auch zu vielen Long Covid-F\u00e4llen f\u00fchren.\u00a0<\/p>

    Durch unsere Lebensweise haben wir jedoch einen gro\u00dfen Einfluss auf das Long Covid-Risiko. Mit folgenden Ma\u00dfnahmen k\u00f6nnen wir sowohl das Risiko f\u00fcr eine Infektion mit SARS-CoV-2 als auch f\u00fcr einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 und Long Covid reduzieren:<\/p>