Methylierungsschwäche: Ursachen – Symptome – Behandlungssansätze

Was ist eine Methylierungsschwäche?

Eine Methylierungsschwäche ist eine Störung des biochemischen Prozesses der Methylierung im Körper. Dabei ist die Fähigkeit des Organismus beeinträchtigt, Methylgruppen (-CH3) effizient auf verschiedene Moleküle zu übertragen. Diese Störung kann weitreichende Auswirkungen auf zahlreiche Stoffwechselprozesse haben und zu einer Vielzahl von Symptomen führen.

Folsäure und Methylierung

Folsäure, genauer gesagt ihre aktive Form Methylfolat (5-Methyl-THF), ist ein essenzieller Bestandteil des Methylierungszyklus. Sie dient als Methylgruppendonor für verschiedene biochemische Prozesse im Körper.


Bei einer Methylierungsschwäche kann es zu Problemen bei der Umwandlung von Folsäure in ihre aktive Form kommen.

Ursachen und Mechanismen

Eine häufige Ursache für eine Methylierungsschwäche ist ein Mangel oder eine Fehlfunktion des Enzyms Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR). Dieses Enzym spielt eine Schlüsselrolle bei der Umwandlung von Folsäure in ihre aktive Form 5-MTHF. 5-MTHF ist essenziell für die Remethylierung von Homocystein zu Methionin, einem wichtigen Prozess im Methylierungszyklus.¹

Bei einer MTHFR-Genmutation ist die Funktion dieses Enzyms beeinträchtigt, was zu einer verminderten Produktion von 5-MTHF führt. Dies kann verschiedene Konsequenzen haben, einschließlich einer erhöhten Homocysteinkonzentration im Blut und einer verminderten Methylierungskapazität.¹

Die MTHFR-Genmutation führt zu folgenden Konsequenzen:1, 2
  1. Verminderte Produktion von 5-Methyl-Tetrahydrofolat (5-Methyl-THF), der aktiven Form der Folsäure
  2. Eingeschränkte Remethylierung von Homocystein zu Methionin
  3. Erhöhte Homocysteinspiegel im Blut (Hyperhomocysteinämie), was ein Risikofaktor für vaskuläre Erkrankungen sein kann.
  4. Reduzierte Methionin-Plasmakonzentrationen

Verbreitung einer MTHFR-Genmutation

Die Häufigkeit einer MTHFR-Genmutation variiert je nach spezifischer Mutation und Bevölkerungsgruppe:8, 9

C677T-Variante:
  • Heterozygote Träger: 38-45% der mitteleuropäischen Bevölkerung
  • Homozygote Träger: 4-15% der mitteleuropäischen Bevölkerung
A1298C-Variante:
  • Ähnliche Häufigkeit wie die C677T-Variante
Kombinationen:
  • Heterozygote Träger beider Mutationen (C677T und A1298C): etwa 15% der Bevölkerung

Insgesamt ist die MTHFR-Genmutation sehr häufig in der Bevölkerung. Bei Patienten mit Neigung zu thromboembolischen Erkrankungen liegt die Häufigkeit für homozygote Träger der C677T-Variante bei 13-20%.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Träger einer MTHFR-Mutation klinische Symptome entwickeln. Die Auswirkungen hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der spezifischen Mutation, des Ernährungsstatus und anderer genetischer oder Umweltfaktoren.

Zusammenhang mit Vitamin B12

Es besteht eine enge Synergie zwischen Folsäure und Vitamin B12 im Methylierungszyklus. Ein Mangel an Vitamin B12 kann ebenfalls zu einer Methylierungsschwäche führen, da es als Cofaktor für die Methioninsynthase benötigt wird.²

Symptome und Auswirkungen einer Methylierungsschwäche

Eine Methylierungsschwäche aufgrund einer MTHFR-Genmutation kann vielfältige Auswirkungen haben: 1, 4, 5, 6, 7

Stoffwechselstörungen:
  • Erhöhte Homocysteinspiegel im Blut (Hyperhomocysteinämie)
  • Reduzierte Methionin-Plasmakonzentrationen
  • Beeinträchtigung des Folsäurestoffwechsels
Neurologische und psychiatrische Auswirkungen:
  • Entwicklungsverzögerungen und neurologische Symptome bei Kindern²
  • Muskelschwäche und mangelnde Koordination
  • Einschränkung der Merkfähigkeit
  • Erhöhtes Risiko für psychiatrische Störungen wie Depression, Angst und schizophrene Symptome
Kardiovaskuläre Risiken
  • Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Gesteigerte Neigung zu Blutgerinnseln und Thrombosen
Schwangerschaftsrisiken
  • Erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte beim Ungeborenen
  • Mögliche Komplikationen wie Fehlgeburten
Weitere gesundheitliche Auswirkungen:
  • Chronische Müdigkeit und Energielosigkeit
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Mögliche Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit
  • Potenziell erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten

Es ist wichtig zu beachten, dass die Schwere der Auswirkungen von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der spezifischen Mutation und des Vorhandenseins anderer genetischer oder Umweltfaktoren. Nicht alle Menschen mit MTHFR-Mutationen entwickeln zwangsläufig Symptome oder Erkrankungen. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Vitamin B6 und B12 kann bei Personen mit MTHFR-Mutationen besonders wichtig sein, um mögliche negative Auswirkungen zu minimieren.

Diagnose einer Methylierungsschwäche

Eine Methylierungsschwäche aufgrund einer MTHFR-Genmutation lässt sich wie folgt nachweisen: 1, 6, 10

  • Genetische Testung: DNA-Analyse auf häufige MTHFR-Genvarianten (C677T, A1298C)
  • Biochemische Untersuchungen:
    • Erhöhter Homocysteinspiegel im Blut
    • Erniedrigte Methionin-Konzentration
    • Reduzierte Methyltetrahydrofolat-Konzentration
  • Enzymaktivitätsmessung: Bestimmung der MTHFR-Enzymaktivität in Zellen
  • Klinische Symptome: Berücksichtigung relevanter Beschwerden und Familiengeschichte

Eine umfassende Diagnose basiert auf der Kombination dieser Faktoren.

Behandlungsansätze bei einer Methylierungsschwäche

Bei einer Methylierungsschwäche kann eine Supplementierung mit aktiven Formen von Folsäure (Methylfolat) und Vitamin B12 hilfreich sein. Es ist wichtig zu beachten, dass die synthetische Folsäure im Körper erst umgewandelt werden muss, um wirksam zu werden, während natürliche Folate direkt eine Wirkung haben.

Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Vitamin B6 und B12 ist besonders für Menschen mit genetischen Varianten, die die Methylierung beeinflussen, empfehlenswert, um die möglichen negativen Auswirkungen zu minimieren.1, 3

Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer MTHFR-Genmutation, Cholin und Betain?

Zwischen einer MTHFR-Genmutation, Cholin und Betain besteht ein komplexer und wichtiger Zusammenhang im Methylierungsstoffwechsel des menschlichen Körpers.

Cholin ist ein essentieller Nährstoff, der in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt und auch vom Körper in begrenztem Maße selbst hergestellt werden kann. Im Körper wird Cholin in der Leber und den Nieren zu Betain oxidiert.

Betain, auch bekannt als Trimethylglycin, spielt eine wichtige Rolle als alternativer Methylgruppendonor im Stoffwechsel. Es kann die Remethylierung von Homocystein zu Methionin unterstützen, unabhängig vom Folsäurestoffwechsel.

Zusammenhang und Wechselwirkungen

Bei Personen mit einer MTHFR-Genmutation ist die Umwandlung von Folsäure in ihre aktive Form beeinträchtigt. Dies führt zu einer verminderten Fähigkeit, Homocystein zu Methionin zu remethylieren.

In dieser Situation gewinnen Cholin und Betain an Bedeutung:

  1. Alternative Methylierungsquelle: Betain kann als alternativer Methylgruppendonor fungieren und so die Remethylierung von Homocystein zu Methionin unterstützen. Dies hilft, den durch die MTHFR-Mutation verursachten Mangel teilweise auszugleichen.
  2. Erhöhter Bedarf: Bei Personen mit MTHFR-Mutationen oder einem Folatmangel steigt der Bedarf an Cholin und Betain, da der Körper verstärkt auf diese alternative Methylierungsquelle zurückgreift.
  3. Kompensatorische Wirkung: Eine ausreichende Versorgung mit Betain kann die negativen Auswirkungen einer MTHFR-Mutation teilweise kompensieren, indem es hilft, den Homocysteinspiegel zu senken und die Methylierungsprozesse aufrechtzuerhalten.
  4. Wechselseitige Beziehung: Interessanterweise wirkt eine gute Versorgung mit Folat oder 5-MTHF cholinerhaltend. Dies bedeutet, dass bei ausreichender Folatzufuhr weniger Cholin für die Methylierung benötigt wird und somit für andere wichtige

Aufgrund dieser Zusammenhänge wird die Supplementierung mit Betain als therapeutische Option bei MTHFR-Mangel in Betracht gezogen.
Bei schweren MTHFR-Defekten kann eine Behandlung mit hohen Dosen Betain erfolgen, um die Homocystein-Remethylierung zu unterstützen und die Methylierungsprozesse im Körper aufrechtzuerhalten.¹¹

Literatur:

  1. Medicover Diagnostics (2025): Methylentetrahydrofolatreduktase- (MTHFR-) Defizienz. URL: https://www.medicover-diagnostics.de/leistungsverzeichnis/humangenetik/mthfr-mangel-labor-diagnostik (20.03.2025)
  2. Gehring WG (2024): Folsäure (Folat) – Funktionen. URL: https://www.vitalstoff-lexikon.de/Vitamin-B-Komplex/Folsaeure-Folat/Funktionen (20.03.2025)
  3. Ferreiro S (2024): Welche Rolle spielt das MTHFR-Gen für die Gesundheit? URL: https://adntro.com/de/blog/ernahrung/gen-mthfr-gesundheit/ (20.03.2025)
  4. Orphanet (2025): Homocystinurie durch Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase-Mangel. URL: https://www.orpha.net/de/disease/detail/395 (20.03.2025)
  5. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (2023): MTHFR-Mutation 677C>T (MT677). URL: https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/blutgerinnung/mthfr-mutation.html (20.03.2025)
  6. Labor Dr. Brunner (2017): MTHFR-Mutation Thromboserisiko, Homocysteinämie, cardiovaskuläre Erkrankungen. URL: https://www.labor-brunner.de/fileadmin/user_upload/pdf/Infobrosch%C3%BCren/MTHFR_V4_2017_11_07.pdf (20.03.2025)
  7. BodyScience (2021): MTHFR-Mutation. URL: https://www.bodyscience.life/mthfr?lang=de (20.03.2025)
  8. MVZ Labor Ravensburg (2004): Methylentetrahydrofolat-Reduktase (Gendiagnostik). URL: https://leistungsverzeichnis.labor-gaertner.de/Entry/619 (20.03.2025)
  9. Synlab (2025): Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR). URL: https://extern.synlab.com/Catalog/CatalogMain.php?idLoc=51&Char=M&OneChapter=1105 (20.03.2025)
  10. labor team w ag (2025): MTHFR-Mutation (C677T, A1298C). URL: https://www.laborteam.ch/de/profile/2026 (20.03.2025)
  11. Schwahn BC, Laryea MD, Chen Z, et al. (2004): Betaine rescue of an animal model with methylenetetrahydrofolate reductase deficiency. Biochem J.;382(Pt 3):831-840. doi:10.1042/BJ20040822. URL: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC1133958/ (20.03.2025)
  12. Schwahn BC (2004): Rolle der betainabhängigen Remethylierung in der Pathogenese und Therapie der Homocystinurie. Habilitationsschrift, Universität Düsseldorf. URL: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-3195/1195.pdf (20.03.2025)

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